Richtung Süden
Ab jetzt heißt es Strecke machen … nach so viel Wartezeit wollen wir endlich unser Abenteuer beginnen. Wir wollen in den Süden bevor das Wetter schlechter wird, mal schauen wie weit wir es schaffen. Um Geld zu sparen fahren wir zurück nach Argentinien und umgehen so die Fähre.
Bei Fray Bentos überqueren wir zum ersten mal mit dem Auto die Grenze nach Argentinien. Trotz mangelnder Spanisch-Kenntnisse funktioniert alles problemlos. Nach der Brücke über den Rio Uruguay füllen wir erst mal unsere Lebensmittelvorräte und den Tank auf um in den nächsten Tagen flexibel zu sein! Dabei stellen wir fest, dass es schwierig ist in Argentinien Bargeld zu bekommen. Wir versuchen es an einigen Banken, aber bekommen maximal umgerechnet 20 €.
Aber so lernen wir, dass wann immer wir eine vertrauenswürdige Bank sehen, heben wir den Maximalbetrag ab. An Lebensmittel gibt es für uns alles, außer richtiges Brot, was wir so zum täglichen Leben brauchen.
Auch die Gaskartuschen für unseren Kocher bekommt man eigentlich in jedem gut sortierten Camping-Laden. Laut Recherche im Internet sollte dies eigentlich nicht der Fall sein. Aber wir können auch hier unsere Vorräte erst mal auffüllen.
Das Wetter ist sehr heiß - teilweise haben wir 40 Grad im Auto und selbst in der Nachts kühlt es nur wenig ab.
Als wir an Buenos Aires vorbei sind, und südlich wieder auf die Küste treffen entscheiden wir uns drei Nächte in einem richtig noblen Campingplatz in Monte Hermoso für 20$ die Nacht zu bleiben, damit die Kinder sich ein bisschen von den ersten vielen Kilometer erholen können.
Der Platz ist riesig, aber jetzt in der Nachsaison angenehm leer. Wir schlagen unser Lager direkt neben einer riesigen Sanddüne auf und versuchen im Defender etwas Ordnung zu schaffen. Dann genießen wir ein paar angenehme Tage. Die Kinder nutzen den Wasserpark, wir spazieren und essen direkt am Strand und beobachten den ersten wunderschönen Sonnenuntergang hier in Argentinien. Bald stellt sich jedoch heraus, dass der Campingplatz sehr windig ist und wir haben durch die Nähe zu den Dünen, Sand in fast jeder Pore. Deswegen müssen wir leider auf das versprochene Stockbrot für die Kinder verzichten und machen stattdessen die ersten Pfannkuchen der Reise.
Wir waschen hier auch die ersten Sachen von Hand, damit alles vor der Weiterreise startklar ist, denn wir wollen die nächsten Tage nicht unbedingt auf Campingplätze angewiesen sein um so schnell wie möglich zu unserem nächsten Ziel - dem Nationalpark Península Valdés zu kommen.
Doch wir müssen auf Grund der Strecke noch einen Zwischenstopp einlegen. Das wird unsere erste Wildcamping-Nacht - schön windgeschützt hinter den Dünen am Strand. Es wird auch die bis dato kälteste Nacht werden - 1 Grad. Wir haben aber davor schon umdisponiert und die Schlafsituation verändert, um etwas flexibler zu sein. So kann unten ein Erwachsener oder ein Kind schlafen - entweder Lia oder Kevin - und oben ein Erwachsener mit zwei Kindern. Aber trotzdem ist es kalt und Ines & die Kinder kuscheln sich im Dachzelt zusammen.
Weiter geht es am nächsten morgen auf den ewig langen schnurgeraden Straßen - alles flach - nur Steppe - links und rechts sind Weidezäune und alle 100-200 km kommt maximal eine Tankstelle. Und diese muss man auf jeden Fall nutzen, wie wir erfahren müssen. Einmal war die auf der Karte angezeigte Tankstelle einfach geschlossen und wir sind mit den letzten Tropfen Diesel zur nächsten gerollt. Zwischen diesen „Orten“ gibt es wirklich nichts - kein Handynetz und nur ganz viel Wind.
Wir geraten vor der Halbinsel auch in die ersten Polizeikontrollen und hier sind die mangelnden Spanisch-Kenntnisse ganz hilfreich. Aber prinzipiell sind alle ganz nett und wir haben auch immer alle relevanten Papiere dabei. Man hat das Gefühl, sie wollen eher ein Schwätzchen halten. Auch die Kontrollen vor Patagonien nach verbotenen Lebensmittel fallen entspannter aus als erwartet, auch wenn sich Ines jedes mal wie ein Schwerverbrecher fühlt, wenn wir einen Apfel schmuggeln. Da wir aber 10km vor einer ersten Grenze für 100€ eingekauft haben, bleibt uns gar nichts anderes übrig als ein bisschen zu flunkern.